Deutschland und Südtirol vom 19. September - 03. Oktober 2023:
Flucht vor der deutschen Bürokratie.
19. September: Ursprünglich war unser
Reisebeginn für den 22. September geplant, aber die zunehmende Abneigung gegen den deutschen Bürokratismus sorgte für eine Vorverlegung auf den 20. September. Am Ende sind wir dann schon am 19.
los bis nach Tangermünde. Nahe der Altstadt gibt es da einen Stellplatz, leider ohne Toiletten, aber dafür eben alles fußläufig in wenigen Minuten erreichbar.
20. September: Tausende Krähen lassen uns ab
sieben Uhr morgens nicht mehr schlafen, dafür kommen wir früher los. Unser heutiges Ziel heißt Stadtsteinach. Vorbei geht es an Magdeburg und Erfurt erst mal bis nach Probstzella. Hier war früher
ein Grenzbahnhof, den habe ich einmal nachts erlebt. Muss man nicht haben. Wir schauen uns das Museum an und fahren dann weiter zum Frankenwald Bauernhof. Bei Werner haben wir einen Stellplatz
für eine Nacht gebucht. Wir stehen auf der Wiese neben dem Hof, haben Strom, Wasser, Dusche und WC.
21. September: Heute wecken uns die Kühe,
aber erst um acht. Nach einem sonnigen Frühstück vor dem WoMo brechen wir auf zum Achensee. Ausnahmsweise nehmen wir mal bis München die Autobahn um Strecke zu machen. Ein Zwischenstopp am
Tegernsee scheitert am Verkehr und den fehlenden Parkmöglichkeiten. Aber wenigstens sieht man schon die Alpen. Am Achensee genießen wir am Seecamping Wimmer die Abendsonne. Für morgen ist Regen
angesagt. Schon am Abend wird es richtig stürmisch. Also heute mal Indoor-Abend mit Rummikub. Mein Bruder hat im Status Bilder von Gerlos und den Krimmeler Wasserfällen, da schauen wir morgen
doch mal vorbei.
22. September: Es regnet in Strömen. Gott sei Dank haben wir gestern Abend noch alles reisefertig gemacht. Nur noch bezahlen und Entsorgungsarbeiten erledigen, dann geht es los. Die Zillertal-Bundesstraße ist tierisch voll. Richtung Süden geht es noch, aber wer raus will braucht etwas länger. Dann geht es den Gerlospass hoch bis zum gleichnamigen Ort. Leider regnet es immer noch, als wir meinen Bruder treffen, so setzen wir uns gemütlich ins Hotel und trinken einen Kaffee. Nettes Hotel, unweit von der Talstation der Isskogelbahn - könnte man mal fürs Skifahren ins Auge fassen. Nach einer Stunde machen wir uns wieder auf den Weg, vorbei an den Krimmler Wasserfällen, immer noch im Regen, geht die Fahrt Richtung Mittersill. Am Straßenrand lese ich Speckdorf, da halten wir an und füllen den Kühlschrank mit Tiroler Speck und Würsten. Mittersill, Matrei, und Lienz sind die nächsten Stationen. Dann rechts ab ins Hochpustertal bis zum Toblacher See. Auch Südtirol empfängt uns mit Freudengtränen, dafür haben wir auf dem Campingplatz am Toblacher See einen schönen Stellplatz mit Blick auf den See und die Dolomiten. Und ab morgen sollen nur noch einzelne Schauer kommen und die Temperaturen wieder steigen.
23. September: Almabtrieb in Toblach: Mit
dem Fahrrad fahren wir die vier Kilometer bergab, decken uns erst einmal mit Wanderklamotten ein und schauen uns dann das Spektakel an. Einmal durchs Dorf an der Kirche vorbei und dann zum
Viehscheid-Platz, dazu Blasmusik und eine Hochzeit. Richtig was los hier. Abends wandern wir einmal um den Toblacher See, dauert nur 45 Minuten und gehen dann gepflegt in der Seeschupfe essen.
Die machen leckere Pizzen, u. a. mit Steinpilzen.
24. September: Heute wird es hochalpin. Die
Sonne strahlt, es ist nicht zu warm, also ist bergwandern angesagt. Silke hat sich die Bonner Hütte ausgeguckt. Wir wollen so weit, wie möglich mit dem Fahrrad hin und den Rest dann zu Fuß gehen.
Allzuweit kommen wir mit dem Fahrrad nicht, gerade mal bis zur Enzianhütte kurz hinter Wahlen. Aber wir sind ja im Sommer auf Kreta schon viel gewandert, also fit. Nur dass es heute rund 700
Höhenmeter bis auf 2.340 Meter hoch geht, da wird die Luft schon dünn. Die Beschilderung ist leicht verwirrend, man kann im Zweifelsfall gerne mal den falschen Weg nehmen, was wir natürlich auch
machen. Der Weg ist kürzer aber steiler, führt an den Erdpyramiden vorbei und endet schließlich auch an der Bonner Hütte. Jetzt erst mal ins Sauerstoffzelt. Bergab nehmen wir dann den offiziellen
Weg und sind nach insgesamt fünf Stunden wieder zurück. Die Dusche haben wir uns heute redlich verdient. An der Stelle sollen auch mal die sehr guten Sanitäreinrichtungen des Platzes erwähnt
werden. Abendessen gibt es wieder in der Seeschupfe, heute zum letzten Mal geöffnet. Danach soll das schöne Ding abgerissen und neu wieder aufgebaut werden.
25. September: Wer in die Dolomiten fährt,
muss auch zu den Drei Zinnen. Wir starten morgens um 8:45 Uhr bei 2 Grad aber strahlendem Sonnenschein. Die Anfahrt kann man mit dem Bus bis zur Auronzohütte bequem bewältigen. Dementsprechend
voll ist es dann auch da oben, dafür sorgt auch ein Stellplatz für 200 Wohnmobile. Wir wollen die Drei Zinnen einmal umrunden. Anfangs müsseen wir uns den Weg mit Versorgungsfahrzeugen teilen,
die zwischen Auronzohütte und Lavaredo- bzw. Drei-Zinnen-Hütte verkehren. Schon komisch auf 2.400 Metern Höhe. Kurz hinter der Lavaredohütte geht es über einen Pass und dann links ab an der
Nordseite der Drei Zinnen entlang bis zur Langalm. Ein traumhaft schöner Weg für den sich erstaunlich wenige Wanderer entschieden haben. Erst auf der Alm selber wird es wieder lebhafter, ist ja
auch Mittagszeit, als wir ankommen. Der Rückweg dauert keine Stunde und dann gehts mit dem Bus wieder talwärts. Heute gibt es kalte Küche unter der Markise.
26. September: Der Abrisslärm ist uns zu
viel, so entscheiden wir uns, einen Tag früher abzureisen. Wir wollen in der Nähe von Bruneck noch einen Stop auf dem Camping Ansitz Wildberg machen, ohne Voranmeldung. Mein Plan, über Cortina
d'Ampezzo und den Falzaregopass zu fahren, findet bei Silke keine Zustimmung, weil er viel weiter ist und wir dafür eineinhalb Stunden brauchen. Also nehmen wir den direkten Weg über die SS49.
Dort reiht sich eine Baustelle an die andere und am Ende brauchen wir für die dreißig Kilometer....eineinhalb Stunden. Dafür bekommen wir einen schönen Stellplatz mit Blick auf das Skigebiet
Kronplatz. Auf dem Camping Ansitz Wildberg gibt es einen beheizten Pool, den wir erst mal genießen. Danach schauen wir uns Bruneck an. In der Stadtgasse gibt es viele urige Läden und Tito Speck
mit dem Speckmuseum. Im Keller hängt überall Speck von der Decke, ein Traum. Aber wir haben für den Abend einen Tisch im Gasthof Traube in St. Lorenzen reserviert, also Finger weg von dem
Zeug.
27. September: Heute heißt es: Tschüß
Südtirol und Servus Allgäu. Wir wollen von Brixen über die Brenner-Bundesstraße, dann durchs Inntal und über den Fernpass nach Schwangau, wo wir zwei Nächte auf dem Jägerhof in Schwangau gebucht
haben. Der Stellplatz liegt hinter dem Bauernhof auf einer kleinen Wiese und man schaut direkt aufs Schloß Neuschwanstein. Leider wird unser Plan schon in Brixen durchkreuzt. Ein Starkstromkabel
liegt quer über Autobahn und Bundesstrasse, zwischen Brixen und Sterzing geht erst mal gar nichts. Als wir das mitbekommen stehen wir schon auf der Autobahnzufahrt. Aber wir können noch wenden
und fahren die Autobahn Richtung Bozen. Auf der Gegenfahrbahn ist reger Verkehr, alles Leute, die noch nicht wissen, dass ab Brixen Süd Stau ist. Unser neuer Plan lautet: Bozen - Meran -
Vinschgau - Reschenpass - Landeck und dann wieder die ursprüngliche Route. Drei Stunden länger, dafür führt unser Weg direkt bei Rinner-Speck in Latsch vorbei. Die Brotklee-Salami da ist
sensationell, ich mache das Regal bei Rinner leer und meinen Kofferraum voll. Es ist halbsechs als wir am Jägerhof ankommen, jetzt erst mal gepflegt essen gehen. Ganz in der Nähe ist ein netter
Gasthof, den uns die Gastgeber empfohlen haben. Nach neun Tagen ohne Fernseher, Radio oder Zeitung haben wir das zweifelhafte Glück, dass sich am Nebentisch eine Familie niederlässt. Senior
erzählt erst mal sämtliche Horrormeldungen, die er heute schon gehört hat, schönen Dank auch. Auf dem Rückweg zum Jägerhof ist es schon dunkel, sofern man das bei Vollmond sagen kann. Und der
Vollmond steht auch noch genau über dem hell erleuchteten Schloß Neuschwanstein, schon fast kitschig.
28. September: Wir gehen mal wieder in die Berge. Nein, gelogen. Wir fahren mit dem Fahrrad zur Talstation der Tegelbergbahn und dann auf selbigen hoch. Runter geht es aber zu Fuß, ist ja auch einfacher. Das Wetter ist traumhaft. Ein wolkenloser Himmel erlaubt wunderschöne Fotos von den Königsschlössern Hohenschwangau und Neuschwanstein. Dazu nur wenige Menschen, die unterwegs sind. Bis zu Marienbrücke. Die ist knallevoll und deutsch ist Fremdsprache. Auch an den Gaststätten zwischen Schloss und Parkplatz herrscht reges treiben. Erst als wir durch die Wiesen Richtung Tegelbergbahn laufen, wird es wieder ruhiger. Abends treffen wir uns mit meinem älteren Bruder und seiner Freundin zum Essen im Brauhaus Schwangau.
29. September: Nach dem Frühstück steigen
wir nochmal auf die Räder und fahren nach Füssen. Da gibt es eine hübsche Altstadt und das spätgotische Hohe Schloss über dem tiefgrünen, weil aufgestauten, Lech. Gegen Mittag verlassen wir das
Allgäu. Der Vorrat an Salami und Speck reicht erstmal, was noch fehlt ist bayerisches Bier. Und zwar Sorten, die man im
Norden nicht bekommt. Als auch dieses "Problem" gelöst ist fahren wir weiter zu meiner Mutti nach Wemding. Den Stellplatz dort kennen wir noch vom letzten Jahr. Lecker Abendessen gibt es im
Gasthof Zur Ente und danach heisst es zeitig ins Bett, weil morgen ist Hochzeit.
30. September: Heute heiratet mein Sohn seine langjährige Liebe. Wir fahren morgens schon zum Gemeindehaus nach
Dürrenzimmern, im Volksmund Düzi. Dort soll die Feier stattfinden und dort dürfen wir auch mit unserem Carlos über Nacht stehen. Sehr nett. Um 13:00 Uhr ist kirchliche Trauung in Maihingen,
danach Sektempfang und ab 16:00 Uhr steigt die Party. Erst gegen morgen fallen wir müde ins Bett.
01. Oktober: Nach dem Frühstück geht die
Fahrt Richtung Heimat. Aber einen Zwischenstopp gönnen wir uns noch und zwar in Kirchenlamitz. Dort haben Marcel und Martina erst kürzlich den Wohnmobil- und Wohnwagenstellplatz Fichtelpark
eröffnet und die Erfahrung von vielen Wohnmobiltouren in den letzten Jahren einfließen lassen. Was herausgekommen ist kann sich sehen lassen, wenn auch noch nicht alles fertig ist. In
Kirchenlamitz kann man sehen, dass Nordbayern schon zur Vorwendezeit nicht gerade gesegnet war und daran hat sich nichts geändert. Viele leere Geschäfte entlang der Hauptstrasse und am
Sonntagabend hatten wir die gastronomische Auswahl zwischen Pizza und Pizza, alles andere war zu. Unsere Wahl viel auf das zweite Lokal, weil man uns im ersten nicht mehr aufnehmen wollte, obwohl
Tische frei waren. Schwer zu sagen, ob man sich im Fichtelgebirge seit Corona mit 70 Prozent Auslastung in den Gaststätten zufrieden gibt, jedenfalls sollte uns ähnliches am nächsten Tag noch
einmal widerfahren.
02. Oktober: Noch einmal strahlt die Sonne vom Himmel, also ab aufs Fahrrad. Wir haben uns eine Rundtour über
Weissenstadt, Röslau, Marktleuthen und wieder zurück ausgeguckt. Laut App eine Strecke, auf der man zwischendurch auch mal absteigen muss, so ein Quatsch. Nach einem kurzen Stopp am
Granitlabyrinth bei Kirchenlamitz erreichen wir nach etwa einer halben Stunde Weissenstadt mit dem gleichnamigen See. Da gibt es eine schöne Parkanlage mit großen Holzliegen für zwei Personen. Im
Ort selbst ist nicht viel los. Vor dem Gasthof zum Deutschen Haus weist ein Schild darauf hin, dass alle Tische reserviert sind und auch Anfragen beim Personal nichts daran ändern würden, sehr
nett. Es ist dreizehn Uhr, einige Tische sind frei und wir versuchen es einfach mal. Vom befragten Kellner kommt ein undefinierbarer Urlaut, der alles heissen mag aber bestimmt nicht, kommt rein.
Also fahren wir mit dem Fahrrad weiter Richtung Eger-Radweg. Immerhin haben wir beim Bäcker etwas Proviant mitgenommen. Die Beschilderung ist etwas irreführend, aber offensichtlich haben wir den
richtigen Weg gefunden, denn der ist irgendwann nur noch ein Trampelpfad zwischen den Bäumen mit ordentlich Steigungen und Gefällstrecken. Also doch absteigen. Dafür sehen wir einen schönen
Wasserfall. Weiter geht es über Röslau nach Marktleuthen. Auch nix los. Von Marktleuthen nach Kirchenlamitz geht es ein Stück entlang der Hauptstrasse. Die dient wohl einigen Verkehrsteilnehmern
als Rennstrecke und so entscheiden wir uns für einen Feldweg, der uns sicher wieder zum Stellplatz führt. Abends gibt es im kleinen Festzelt Schweinebraten mit Klos und Kraut, sowie Leckeres vom
Grill und mit Rücksicht auf die anderen Gäste ist um zehn Uhr Zapfenstreich. Musik aus, langsam ans Austrinken denken, um elf schaut Marcel nochmal rein und schickt alle ins
Bett.
03. Oktober: Unser letzter Urlaubstag. Wir wollen noch Bekannte in Berlin besuchen und dann gehts wieder nach Hause.
Das merkt auch das Wetter. Je weiter wir nach Berlin kommen, desto mehr zieht es zu, und als wir die Hauptstadt verlassen, gießt es in Strömen. Egal, Urlaub ist eh vorbei. 2.527 Kilometer waren
es dieses Mal und es war sehr schön.